Krieg und Frieden in meinem Jahr 2022

Gedanken zum Jahresende 2022 von Claudia

Wie war dein Jahr 2022 werde ich zur Zeit ab und zu gefragt.
Das Bild das dazu auftaucht: ich habe mir selbst den Teppich ausgerollt.
Es war ein weiteres Jahr mit vielen auf und ab’s.
Kaum angekommen hat die Situation in der Ukraine und Russland das Thema Krieg und Frieden einmal mehr mit so einer Wucht in den Weg gestellt, dass es kein Vorbei gab.
Es ist unangenehm mit diesen Themen konfrontiert zu sein. Es tut weh zu hören und sehen, dass Menschen in der Verzweiflung kämpfen und töten, provozieren, blind agieren, resignieren oder fliehen müssen. Ja, es schmerzt dem „unmenschlichen“ in unserem Mensch-sein zu begegnen. Und gleichzeitig sind da auch all die Menschen die sich entschieden haben einen anderen Weg zu gehen. Nicht nach der Schuld zu fragen. Nicht verurteilen. Es nicht besser wissen. Es gibt die Menschen, die nicht müde werden an den Frieden zu glauben und dafür einzustehen. Zum Glück gibt es sie, die stillen und auch die lauten Friedensstifter im Gossen und Kleinen! Da kann ich aufatmen. Doch es gibt viele Gründe die Luft sofort wieder anzuhalten…was passiert grade mit unserer Natur, unserer Gesundheit, unseren Arten, unserem Planeten… Ein 9jähriges Kind hat mir dieses Jahr schulterzuckend gesagt: „ Ich weiss, aber ich kann ja eh nichts machen.“
Wie kommen wir immer wieder auf die Idee nichts machen zu können?!
Wie können wir vergessen, dass wir mit dem „Nicht-machen“ genauso etwas bewirken.
Leider oft ganz und gar nicht was wir wirklich wollen. Wie gesagt, Krieg und Frieden, das hat mich sehr bewegt. Wie schaffe ich es unter all dem destruktiven Irrsinn, unter all den düsteren Aussichten nicht ohnmächtig zu erstarren, oder ins beschuldigen oder resignieren zu rutschen? Für mich war es wie immer wichtig etwas bewegen zu können. Einmal mehr konnte ich erleben: wenn ich mich bewege, bewegt sich etwas. Das ist schon mal gut.

So haben Manuel und ich in kürzester Zeit das Friedensfest auf die Beine gestellt um gemeinsam mit den Besuchern das Leben zu geniessen, (ich wage das kaum zu schreiben, aber jawohl: geniessen und feiern!) und dabei im Kleinen Geld zu sammeln für eine grosse Bewegung. Weg von der Schuld und dem Beschuldigen hin zum Frieden wirksam leben - hier und jetzt.
Es war soviel Unterstützung da, soviel Erleichterung und Freude etwas beitragen zu können. Das war nach dem ersten Schreck ein nährender Sprint in der ersten Jahreshälfte.
Das Leben ist ja aber eben kein Sprint sondern eher ein Marathon - auf jeden Fall braucht es zünftig Ausdauer um am Ende eines jeden Jahres nicht ausgebrannt zu sein.
Die sehr fragile Weltsituation hat dann auch mein inneres fragil-sein geweckt. Nebst der starken, selbstbewussten Frau die ich durchaus auch bin, wollte die ganz verletzliche und zarte Seite in mir gesehen werden. Mit diesem Teil in mir ehrlich in Berührung zu gehen und ihm auch wirklich die eingeforderte Aufmerksamkeit in meinem Alltag zu gewähren, gehörte
(vor allem zu Beginn) nicht zu meinen Lieblingsaufgaben. Es forderte viel Selbstfürsorge, Verlangsamung, mehr Pausen und eine radikale Ehrlichkeit mit „wer und was tut mir gut“, damit meine Energie im Fluss bleiben konnte.
So wurde einmal mehr klar, dass ich (doch tatsächlich ; )) selbst verantwortlich bin um zufrieden und lebendig zu bleiben und das was mir am Herzen liegt in die Welt zu bringen. Ich darf den Teppich einfach holen und muss nicht darauf warten, dass er für mich ausgerollt wird.

Nun, der Teppich hat ziemlich lange in einem Keller gelegen. Das ausrollen hat viele alte Geschichten, Erinnerungen, viel Staub und Dreck ans Tageslicht gebracht. Am liebsten hätte ich einfach einen anderen, am besten einen neuen Teppich gehabt. Es war aber absolut klar: es ist mein Teppich und ich brauche ihn unter meinen Füssen um an meine ganze Kraft zu kommen und gestärkt ins Neue hineinzuleben. Es blieb also keine Wahl. Ich konnte ihn nicht wegKriegen. Einzige Option: in liebevoller Zuwendung vom Staub und Dreck befreien und mit den Flecken die bleiben leben lernen.
Vielleicht kann ich sie irgendwann sogar gern bekommen, wer weiss… Ich habe viele Tränen geweint.
Bevor es sich wandeln konnte, hat es sich oft schwer und aussichtslos angefühlt. Vieles durfte heilen und wurde leichter und lichter - und wie!

Was hat geholfen?
Wäre ich alleine auf der Welt wäre alles für nichts. Ich bin umgeben von einem Wunder, das sich bedingungslos verschenkt. Da ist die Sonne die Licht und Wärme bringt. Da ist das Wasser, die Luft, die Erde, die trotz dem kontinuierlichen vergiftet werden bedingungslos geben was sie können und uns so Leben ermöglichen. Die Natur sucht sich sozusagen pragmatische Wege um am Leben zu bleiben und zeigt mir: solange es lebt ist es nicht zu spät. Und dann sind da all die Menschen, Tiere und auch Pflanzen die mich durch dieses Jahr begleitet haben. Mir soviel Vertrauen geschenkt haben. Mich gehalten haben. Mich nicht allein gelassen haben. Mich genährt haben. Mit mir gelacht haben. Mit mir geweint haben. Mich konfrontiert haben. Mich provoziert haben. Mir vergeben haben. Mich in Ruhe gelassen haben. Mit mir gestaunt haben. Mit mir gebangt, gehofft, angepackt und das Leben getanzt haben…
Die Weiterbildung in systemischer Naturtherapie und damit auch mein Herbst in Griechenland haben dieses Wissen um die lebendige Hoffnung, in einer elementaren Tiefe zu neuem Leben erweckt. Ebenfalls geholfen hat der kreative und intuitive Ausdruck durchs ganze Jahr.
All die Eindrücke die das Leben mit seinen Höhenflügen, Abgründen und Zerreissproben liefert, in einen Ausdruck zu bringen bevor der Innendruck zur Explosion (und zum Krieg) führt, war weiterhin absolut zentral für mich.
Und jetzt ist der 29. Dezember 2022 und ich bin dankbar, wach und zuversichtlich.
In mir sind die Waffen niedergelegt. Ich habe keine Zeit für Krieg, ich nehme mir Zeit für den Frieden.
Resignieren ist keine Option.
Friedensarbeit ist auch zuhören können. Zuhören kann ich wenn ich bei mir bin und mich in mir selbst (auch unter widrigsten Umständen) sicher fühlen kann.
Mir selbst zuzuhören, mich ernst - und an die Hand zu nehmen war genauso wichtig wie mich an die Hand nehmen lassen, zu vertrauen und meinen Wegbegleiter*innen zu zuhören.
An was ich felsenfest glaube und mir Mut macht: wenn du und ich unsere innere Friedensarbeit machen, leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum Frieden in der Welt.

Ich freue mich sehr auf das nächste Jahr. In der letzten Jahreshälfte habe ich gemeinsam mit Manuel neue Angebote kreiert in denen wir Menschen auf ihrem Weg begleiten werden. Dass unsere Berufungen uns immer mehr zum gemeinsamen Wirken bewegen begeistert mich! Zu teilen was uns selbst freier, aufrechter, selbstbewusster, berührbar-stark und zuFrieden macht ist einfach ein Geschenk.
Mein Wunsch für’s 2023: Mögen Alle die sich gerufen fühlen in ihren „Keller“ gehen und den Mut haben ihre innere Friedensarbeit anzugehen. Und lasst es uns gemeinsam machen - weil es alleine einfach nicht geht.
Mein Teppich ist ausgerollt. Ich bin bereit.

PS: wenn du meine und Manuel’s Arbeit kennst und wertvoll findest, dann empfehle uns gerne weiter oder nutze unsere Angebote auch gerne für Dich. Wir sind auf Mund zu Mund - Empfehlungen angewiesen und möchten wirklich etwas bewegen.
Auf ein friedvolles 2023 - Herzlichen Dank!